Darauf weist ein Hinweisschild am westlichen Dünenkopf der Insel Juist hin. Unter der Bitte "Ruhe bitte!" steht weiter zu lesen:
»Sände, Vordünen und Watt der Juister Westspitze bilden zusammen ein wichtiges Rast- und Nahrungsgebiet für viele Vogelarten. Einige Spezialisten wie der Sandregenpfeifer brüten sogar hier im Sand. Seehunde und Kegelrobben nutzen das Billriff als Ruheplatz, um sich zwischen den anstrengenden Beutezügen im Meer zu erholen und Sonnenlicht zu tanken.
Für die Robben und Vögel ist es überlebenswichtig, dass sie in diesen Ruhephasen nicht gestört werden. Jede Störung trägt dazu bei, dass die Tiere unnötig Energiereserven verbrauchen. Energie, die z. B. den Vögeln später bei ihrem Weiterflug in die Brut- oder Überwinterungsgebiete fehlt.
Halten Sie daher bitte mehrere Hundert Meter Abstand zu Vogelansammlungen und zu Robben. So fühlen die Tiere sich sicher. Aus der Distanz lassen sie sich mit dem Fernglas sehr gut in ihrem 'Wohn- und Schlafzimmer' beobachten!
Das Billriff gehört zur Ruhezone der Nationalparks und darf zum Schutz der Wildtiere nur auf den ausgewiesenen Wanderwegen entlang des Dünenkopfes und der Wasserkante am Strand betreten werden. Die Spitze des Billriffs darf nicht umrundet werden. Der Weg an der Nordseite ist nicht markiert und endet 'blind', ist also kein Rundweg. Wenn Sie am westlichen Ende angekommen sind, kehren Sie bitte um und laufen auf derselben Trasse zurück.«
Und? Halten sich die eigenen Artgenossen daran? Ganz überwiegend offenbar schon. Nur einige wenige nicht. Vermutlich die, die sich für die Krone der Schöpfung halten oder die Zusammenhänge immer noch nicht verstanden haben. Möglicherweise aber auch die, die die spärlich aufgestellten, ausschließlich deutschsprachigen Hinweisschilder nicht zur Kenntnis genommen oder verstanden haben.
Gibt es auf Juist eigentlich Ranger, die das Schutzgebiet regelmäßig überwachen? Falls ja, wie geschieht das genau? Und was passiert, wenn jemand im Schutzgebiet angetroffen wird, der dazu nicht berechtigt ist? Gibt es lediglich eine Ermahnung?
Wenn man Glück hat, lässt sich auf dem Wanderweg Billriff auch die eine oder andere im Meer schwimmende Robbe beobachten. Manche Menschen sehen sich angesichts dessen bemüßigt, am Strand auf- und abzuspringen und heftig mit den Armen und Händen zu winken, um auf diese Weise offenbar zu versuchen, einen persönlichen Kontakt mit der Robbe herzustellen. Vielleicht winkt die Robbe ja mit ihren Flossen zurück. Oder sie schwimmt an den Strand und sagt: "Guten Tag, Mensch! Freut mich, dich kennenzulernen. Wollen wir zusammen etwas Essen schwimmen?"
Noch unvergesslicher als derartig irritierende Erfahrungen mit eigenen Artgenossen ist es, wenn man bei Westwind das überaus durchdringende Geheul der Tiere auf der Sandbank hört. Das wirkt ausgesprochen unheimlich und sensible Menschen werden vermutlich erleichtert sein, wenn das Geheul auf dem Rückweg nach und nach schwächer wird und irgendwann nicht mehr zu hören ist.
Aufnahmedatum: | Ende September 2020 |
Location: | Nordseeinsel Juist |
Position: | 53.669123, 6.876773 |
Kamera: | Sony RX10 III |
Tags: | #Juist #Strand #Bill |