Nach einer halben Ewigkeit ist sie Ende 2008 zurückgekommen: die Liebe zur Fotografie, vor allem zur Naturfotografie, zur Landschaftsfotografie und zur Objekt- und Architekturfotografie. Ausschlaggebend war ein Schuss vor den Bug. In Form eines Schlaganfalls. Zwei Fotoserien und ein Web Art Experiment thematisieren diese Erfahrung:
Nach vollständiger Wiederherstellung war es bereits 2009 wieder möglich, in den geliebten Bergen wandern zu gehen. Geblieben ist eine Lektion fürs Leben und das Bedürfnis, mit dem Leben achtsamer und respektvoller umzugehen, als das in den Jahren zuvor der Fall war. Außerdem ein tief empfundener Respekt vor der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Daher auch der Titel dieser Foto-Website: Sehereignisse.
Der Betreiber der SEHEREIGNISSE als Schatten seiner selbst
Das zweite Ich
Ein Sehereignis wird definiert als "eine Erscheinung (...), die der Mensch über seinen visuellen Kognitionsapparat wahrnimmt." [Wikipedia]. Die Definition betont die kognitiven Vorgänge visueller Wahrnehmung im Gehirn, zu denen neben der reinen Aufnahme auch die Verarbeitung und Interpretation der visuellen Reize gehört.
Ein besonderes Interesse gilt Sehereignissen, in denen sich die ganze Pracht und Schönheit der Natur zeigt. Ebenso wie Sehereignisse, die aus ungewohnten Perspektiven resultieren. Oder aus dem Spielen mit der visuellen Wahrnehmung.
Faszinierend sind auch Sehereignisse, die in Form bildlicher Allegorien Fragen, Botschaften und Geschichten in sich bergen. Sehereignisse etwa, in denen sich das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Natur ausdrückt. Der Anthropozentrismus. Das vorherrschende Konsum- und Wachstumsdogma. Die notwendige Transformation zur Nachhaltigkeit.
Nicht zu vergessen Sehereignisse, in denen sich Veränderung widerspiegelt: Der Lauf der Dinge. Das Mono No Aware. Das Alles fließt. Der Natur. Des Menschen. Des von ihm Geschaffenen.
Die präsentierten Fotografien stammen von den Nordseeinseln, insbesondere von Juist, aus den österreichischen Alpen und den Dolomiten, vor allem aber aus der eigenen westfälischen Heimat, dem Münsterland und der Stadt Münster, wo auch das Lieblingsmotiv liegt, an dem der Verfasser dieser Zeilen das Licht der Welt erblickt hat: der münsterische Aasee.
Vorzugsweise wird mit Bridgekameras gearbeitet. Aktuell ist die Sony Cyber-Shot DSC-RX10 Mark III im Einsatz. Davor war es die RX10. Und davor waren es eine Nikon CoolPix P90 (2009), gefolgt von zwei Fuijifilm-Kameras, eine Fujifilm FinePix HS10 (3/2010 bis 1/2013) und eine Fujifilm FinePix HS30EXR (2/2013 bis 8/2014).
Auf Reisen hatte sich über Jahre hinweg eine kleine LUMIX von Panasonic bewährt, die Panasonic Lumix DMC-FS5. Neu im Programm und derzeit im Test ist die Sony RX100 V. Getestet wird insbesondere, ob sich mit der lediglich 297g schweren RX100 V mit ihrem ebenfalls CMOS-Sensor 13,2x8,8mm vergleichbar gute Bilder erzielen lassen wie mit der RX10 Mark III, die ohne Akku und Speicherkarte immerhin 755g wiegt, was sich insbesondere während längerer Wanderungen bemerkbar macht.
Auf geplante Inszenierungen wird in aller Regel verzichtet. Meist sind es spontane, aus dem Augenblick heraus entstandene freihändige Shootings, manchmal auch nur Schnappschüsse.
Im Moment der Aufnahme geht es meist nicht darum, eine vorab geplante Aussage bildlich umzusetzen. Vielmehr steht allein das Motiv im Vordergrund – mit all seinen perspektivischen Möglichkeiten und Facetten – mit dem Ziel, es möglichst fokussiert in Szene zu setzen. Sehr gerne auch im Makromodus. Bevorzugt originalgetreu, ohne den Einsatz softwareseitig voreingestellter Kreativ- oder Bildeffekte der Kamera und unter alleiniger Ausnutzung der jeweils verfügbaren Lichtsituation.
Eine mit dem Bildmotiv verbundene Aussage ergibt sich meist erst hinterher bei der Betrachtung der Bilder am heimischen Computer. Hier entstehen die Ideen für die Präsentation einzelner Fotos wie ganzer Fotoserien. Hier entscheidet sich auch der Grad der digitalen Bildbearbeitung. Bevorzugte Programme sind durchweg frei erhältliche Programme, allen voran PhotoScape. Wo erforderlich werden nachträglich Farbe, Belichtung, Schärfe und Kontrast optimiert. Zusätzliche Bildeffekte werden eingesetzt, sofern sie die gewünschte Aussage des Bildes unterstreichen wie z.B. in der Fotostudie Wie langsam kriechet sie dahin.
Wie langsam kriechet sie dahin
Vereinzelt wird auch mit nachträglichen Fotomanipulationen experimentiert wie z.B. bei dem Fotomotiv zu Ihre Entscheidung! Im Originalfoto war eine riesige rot gefärbte Weihnachtskugel zu sehen. Hieraus wurde ein zweites Bild erzeugt, in der die Kugel eine tiefblaue Farbe hat. Wird das Fotomotiv aufgerufen, sieht man zunächst die blaue Kugel. Klickt man auf die Kugel, wechselt diese zur roten Farbe – eine Anspielung auf den Red pill and blue pill-Dialog aus dem Film Die Matrix.
Manipuliert ist auch das Originalfoto von Verschwimmen. Im Ausgangsfoto waren in einem Schaukasten zwei Plakate zu sehen: links ein Plakat zu der Ausstellung "Böse Clowns", rechts ein damit nicht zusammenhängendes weiteres Plakat mit dem augenfälligen Werbespruch "Kritiker bemängeln den fehlenden Nervenkitzel". Darunter war das Logo der werbenden Institution eingeblendet. Das Logo wurde zum Zweck der Anonymierung digital rot übermalt und auf diese Weise zugleich ein Ausrufezeichen erzeugt, das die beabsichtigte Bildaussage zusätzlich betont. Nach anschließender Verfremdung des manipulierten Bildes mit verschiedenen Filtereffekten bildet das Endergebnis dann die Grundlage für eine videobasierte Reflexion darüber, wie stark die Grenzen zwischen Realität und Fiktion im Laufe der letzten Jahrzehnte verschwimmen.
Zusätzlich zu Fragen der Bildbearbeitung sind für mich die graphischen Gestaltungsmöglichkeiten spannend, die sich aus der Art der Anordnung mehrerer Bilder ergeben. Beispielsweise durch eine bestimmte Bildfolge wie in
Ein weiteres Beispiel sind die Gravelight Variations:
Zusammen betrachtet ergeben die insgesamt 18 Bildteile auf den ersten Blick ein Kreuz, auf den zweiten Blick ist auch ein stilisierter, aus Kopf, Brust und Armen, Rumpf und Beinen bestehender menschlicher Körper zu erkennen. Jedes einzelne Bildteil setzt sich wiederum aus einer unterschiedlich lang getakteten Abfolge von 24 Einzelfotos eines Grablichts zusammen. Das anfängliche Pulsieren der einzelnen Bildteile hört nach einer gewissen Zeit auf. Am Ende pulsieren nur noch das Herz und das Gehirn, dann hört auch das Herz auf, gefolgt von der linken und ganz zum Schluss der rechten Gehirnhälfte.
Wenn Pixel lügen: Bildoptimierung oder Fälschung?
Beitrag von Andrea Trinkwalder vom 2. September 2008 auf Heise Foto
Fake news: Study tests people's ability to detect manipulated images of real-world scenes
Beitrag von BIOMED CENTRAL vom 17. Juli 2017 auf EurekAlert!
Siehe in diesem Zusammenhang auch das
World Press Photo of the Year 2013 von Paul Hansen
... und an die kontroverse Diskussion zu der Frage:
Was the 2013 World Press Photo of the Year
faked with Photoshop, or merely manipulated?
Andere Beispiele:
Photo Tampering throughout History
A gallery curated by Fourandsix Technologies, Inc.
Die Präsentation einzelner Fotografien und Motivserien erfolgt nicht einheitlich. Es wird vielmehr ganz bewusst mit unterschiedlichen Techniken und Features gearbeitet und experimentiert.
Zur fokussierten und vergrößerten Präsentation ganzer Fotoserien wurde via jalbum bis Mitte 2014 der Flash basierte FotoPlayer von Dhinakaran Annamalai verwendet, den ich vor allem wegen seines Rahmenlayouts und wegen seines Funktionsumfangs sehr geschätzt habe.
Um die Präsentation auch auf Geräten und Systemen zu ermöglichen, auf denen Flash nicht (mehr) läuft, werden die über 100 Fotoplayer-Serien derzeit allerdings sukzessive umgestellt auf responsiv angelegte, HTML5 und JavaScript basierte Skins.
Via jAlbum wird dafür in der Regel das Juicebox-Skin von Steven Speirs verwendet. Bei ausgewählten Serien wird auch auf reine Fullscreen-Skins umgestellt, z.B. auf das Fully-Skin von Bastien Grasnick, gerne auch auf Mr. Burn5 von Pontus Lundwall.
Seit Frühjahr 2014 sind neue Präsentationstechniken dazu gekommen. Besonders bewährt hat sich die jQuery basierte Fullscreen Slideshow Supersized!
Auf einen detaillierten Ausweis der Exif-Daten wird verzichtet. Standardmäßig ausgewiesen werden nur die verwendete Kamera, das Aufnahmedatum sowie die geographischen Koordinaten.
Für das Aufnahmedatum wurde im Zeitraum von Frühjahr 2013 bis Herbst 2015 ein Link auf das Tagesdatum im Tageskalender der englischen Wikipedia hinterlegt – die englische deshalb, weil sie sehr viel mehr Tagesereignisse weltweit auflistete als die deutsche Wikipedia. Das Feature wurde von Wikipedia Ende 2015 eingestellt. Seitdem kann nicht mehr tagesgenau, sondern nur noch monatsgenau verlinkt werden.
Das Geotagging der geographischen Koordinaten erfolgt nachträglich mit Hilfe von Google Maps. Ausgewiesen wird der Breiten- und Längengrad in dezimaler Schreibweise (siehe gpskoordinaten.de). Standardmäßig wird die Koordinatenangabe verlinkt auf die zugehörige Satellitenansicht in Google Maps, wobei ein zweckmäßiger Zoom-Faktor eingestellt wird.
Vereinzelt ist auf Titelseiten auch eine Kartenansicht von Google Maps eingebunden. Zum Beispiel ist bei der Fotoserie Mach's gut, Victoria! eine Karte mit dem Verlauf der Radtour zu sehen. Folgt man dem Link, landet man auf einer Google Maps-Karte, in der außer dem Routenverlauf auch Punktmarker zu erkennen sind, an denen die einzelnen Bilder der Fotoserie geschossen wurden.
GOOGLE Maps Routenverlauf zur Fotostudie
Mach's gut, Victoria!
Das Problem bei der Nutzung externer Dienste und Features: Die Features selbst wie auch der bereitstellende Dienst sind nicht in Stein gemeißelt, sondern können sich der Natur der Online-Welt entsprechend vergleichsweise schnell verändern. So kann es sein, dass man viel Zeit in die Adaption eines einzelnen Features investiert hat, um dann irgendwann überrascht festzustellen, dass der bereitstellende Dienst selbst oder aber ein einzelnes Feature entweder ganz eingestellt oder aber so modifiziert wurde, dass eine mehr oder weniger zeitaufwändige erneute Adaption erforderlich ist.
Für die Fotopräsentationen werden auch mehr oder weniger intensive Hintergrundrecherchen unternommen. Hauptsächlich im Internet. Etwa zur Bestimmung mir bis dahin unbekannter Tiere, Pflanzen oder Objekte. Gerne auch weitergehende Recherchen zu den Fragen und Zusammenhängen, die sich in dem jeweiligen Motivthema verbergen.
Bevorzugte Ausgangsplattform für Online-Recherchen ist die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia. Die Ergebnisse der Recherchen fließen als Links in den begleitenden Text zu einer Fotoserie ein.
Wenn Motive eher die rein emotionale Ebene ansprechen, werden dazu textliche, auditive oder visuelle Ergänzungen und Pendants im Web gesucht – in Form eines Gedichts, einer musikalischen Untermalung oder eines passenden Videos, vereinzelt auch selbst erstellte Videos wie in Man lebt nur Einmal.
Zuweilen wird auch eigenen schriftstellerische Anwandlungen gefrönt – z.B. in:
Oder mit Haiku-Experimenten:
Was lässt sich online sonst noch alles mit den eigenen Fotos anstellen – sei es auf der eigenen Foto-Website, sei es darüber hinaus? Was könnte den Betrachter interessieren? Was könnte ihm Spaß machen? Auch hierzu wird auf SEHEREIGNISSE.DE experimentiert.
Beispiel für Youtube-Video-Addons zu der Fotoserie
Da erschrak die Königin
Unter Puzzles sind Fotomotive zu finden, die auf die Online-Puzzle-Plattform JIGIDI hochgeladen wurden und die dort unter dem Profil SEHEREIGNISSE zum kostenlosen Puzzlen bereitstehen.
In the Grasleiten Valley
Puzzle-Motiv aus der Rubrik Puzzles
Vergleichsweise neu und noch im Aufbau begriffen ist die Rubrik Kalender. Hier sollen Fotomotive präsentiert werden, die zu einem Kalender zusammengestellt sind. Gestartet wurde mit einem Jahreskalender, der einen abwechslungsreichen, jahreszeitlichen Motivreigen vom Münsterischen Aasee zeigt.
In der Rubrik Wallpaper stehen ausgewählte Fotomotive als Bildschirmhintergrund im Full HD-Format 1920x1080 zum Download bereit.
In der ebenfalls noch im Aufbau befindlichen Rubrik Web Art werden grafische Webexperimente präsentiert. Drei Experimente sind bereits online: "Stroke", "Structures", "Die Fabrik", "let X = X" und "tabuladada". Weitere Experimente folgen.
Web 2.0 und Social Media waren anfangs ein weiteres Feld für Experimente. Folgende externen Dienste und Plattformen wurden mehr oder weniger intensiv getestet:
Wie die Erfahrung jedoch schnell gelehrt hat, erfordert das Einrichten und die laufende Pflege der einzelnen Dienste und Plattformen einiges an Zeit. Hinzu kommt das Monitoring eingehender Nutzerkommentare und jeweils die Reaktion darauf. Sehr genau zu prüfen sind darüber hinaus die rechtlichen Hinweise der einzelnen Dienste, beim Hochladen eigener Bilder beispielsweise die damit verbundenen urheberrechtlichen Fragen. Besonders ärgerlich ist es, wenn einiges an Lebenszeit in einen Dienst investiert wurde und dieser dann sang- und klanglos eingestellt wird; so etwa die beiden GOOGLE-Dienste Panoramio (eingestellt im November 2016) und GOOGLE+ (für private Nutzer eingestellt im April 2019). Dies in Verbindung mit der Kritik an sozialen Netzwerken, allen voran Facebook haben zu dem Entschluss geführt, auf weitere Experimente mit externen Diensten und Plattformen bis auf Weiteres zu verzichten und sich stattdessen ganz auf die Pflege der eigenen Webseite SEHEREIGNISSE.DE zu konzentrieren.
Auf Sehereignisse.de sind verschiedene thematische Blogs eingerichtet:
Eine Kommentierungsfunktion ist in den Blogs wegen fehlender zeitlicher Ressourcen zur Kontrolle und Betreuung eingehender Kommentare nicht vorgesehen.
Der Betreiber der SEHEREIGNISSE, Jürgen Reckfort, am Bismarck-Denkmal in Berlin im Oktober 1981 und 30 Jahre später im April 2013. · Mit Dank an Jan Markus.
Foto-Collage inspiriert durch das Fotoprojekt Back to the Future von Irina Werning.
In der Chronologie der Ereignisse sind alle SEHEREIGNISSE in chronologisch absteigender Reihenfolge aufgeführt und können gezielt nach Schlagworten durchsucht und gefiltert werden. Folgende Schwerpunkte haben sich im Lauf der Zeit gebildet:
»Du siehst die Dinge nicht so, wie sie sind.
Du siehst die Dinge so, wie du bist.«
Sokrates
(469-399 v. Chr.)
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Jenseits von richtig und falsch
liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.
Dschalâl-ed-dîn Rumî
(1207-1273)
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»Bei gleicher Umgebung lebt doch
jeder in einer anderen Welt.«
Schopenhauer
(1768-1860)
✻✻✻
»Eines zu sein mit allem, was lebt,
in seliger Selbstvergessenheit wiederzukehren ins All der Natur,
das ist der Gipfel der Gedanken und Freuden,
das ist die heilige Bergeshöhe.«
Friedrich Hölderlin
(1770-1843)
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»Was wir Natur nennen, ist ein Gedicht, das in geheimer wunderbarer Schrift verschlossen liegt. Doch könnte das Rätsel sich lösen, würden wir die Odyssee des Geistes darin erkennen, der wunderbar getäuscht, sich selber suchend, sich selber flieht.«
Inschrift auf einer Bank an den Juister Goldfischteichen
von Friedrich Wilhelm Schelling
(1775-1854)
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»Es ist traurig zu denken, dass die Natur spricht
und die Menschen nicht zuhören.«
Victor Hugo
(1802-1885)
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»It’s not what you look at that matters,
it’s what you see.«
Henry David Thoreau
(1817-1862)
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»Es ist schon alles fotografiert,
nur noch nicht von allen.«
Frei nach Karl Valentin
(1882-1948)
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»Sehen verändert unser Wissen.
Wissen verändert unser Sehen.«
Jean Piaget
(1896–1980)
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»Der Fotograf muss etwas
Bill Brandt
(1904-1983)