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Reflexionen

World Press Photo of the Year 2017

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Verrauschte Fassung des Fotos · Made by J|R

Die angeblich gemeinnützig tätige World Press Photo Foundation hat 2017 im Rahmen ihres jährlichen Foto-Wettbewerbs ein Foto des türkischen Fotografen Burhan Ozbilici zum Photo of the Year gekürt. N-TV-Nachrichten­redakteur Benjamin Konietzny schreibt dazu in seinem im Februar 2017 veröffentlichten Beitrag:

"Mit dem World Press Photo 2017 überschreitet die Jury alle üblichen roten Linien journalistischer Arbeit und erfüllt dem Attentäter seinen letzten großen Wunsch: maximale Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit."

Das wirft einmal mehr die ethische Grundfrage auf, was man überhaupt zeigen darf:

Wie umstritten das World Press Photo 2017 ist, zeigen auch folgende Kommentierungen in der einschlägigen über­regio­nalen Presse, wobei die SZ ausdrücklich darauf verzichtet hat, das ausgezeichnete Foto zu zeigen, "um keinen jubelnden Mörder abzubilden und die Würde des Opfers zu wahren."

Bei der Online-Präsentation des World Press Photo 2017 wird die ethische Grundfrage nicht thematisiert. Zu finden sind lediglich technische Informationen zum Bild und biografische Informationen zum Foto­grafen Burhan Ozbilici. Außerdem eine Foto Story, die den Tatverlauf in mehreren Bildern dokumentiert, wodurch die (nicht thematisierte) ethische Frage eher noch verschärft wird:

Wer wählt eigentlich das World Press Photo of the Year aus und anhand welcher Kriterien geschieht das überhaupt? Antworten darauf sind zu finden auf der World Press Photo Website:

Im "Code of Ethics" geht es allerdings nicht um die ethische Frage, was man zeigen darf, sondern darum, klare Regeln dafür festzuschreiben, wo die Grenze zur Bildmanipulation verläuft:

1955 fand der Contest das erste Mal statt. Die im Laufe der Jahre ausgezeichneten Bilder können auf der Timeline bei WORLDPRESSPHOTO.ORG nachvollzogen werden:

Verwiesen sei abschließend auch auf die 2017 erschienene, online auf der Seite der Deutschen Nationalbibliothek abrufbare Dissertation von Elisabeth Maria Hofmann "Fotografische Augenzeugenschaft: Ethische und ästhetische Perspektiven im World Press Photo-Wettbewerbsarchiv":